Umgang mit übergriffigen Kindern und Jugendlichen

Trotz frühzeitigem Einschreiten bei Grenzverletzungen, trotz Gestaltung einer grenzachtenden Atmosphäre durch Mitarbeitende in der Einrichtung kann es sein, dass Kinder und Jugendliche gegenüber Gleichaltrigen übergriffig werden.

Für übergriffiges oder gewaltvolles Handeln junger Menschen gibt es individuelle Gründe und es bedarf in jedem Fall einer professionellen Abklärung. Möglicherweise braucht der übergriffige junge Mensch therapeutische Unterstützung, um das Verhalten zu bearbeiten. Siehe dazu auch den Abschnitt zur Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen.

Hier ist immer zu beachten, dass eine Intervention der Situation angemessen ist. Der parteiliche Betroffenenschutz ist unbedingt vorrangig. Gleichzeitig besteht gegenüber übergriffigen Kindern und Jugendlichen eine pädagogische Verantwortung.

Junge Menschen, die sexuell übergriffig geworden sind, können mit Verleugnung, Verharmlosung oder Ablehnung der Verantwortung reagieren. Ein Grund dafür ist die starke gesellschaftliche Stigmatisierung, die mit solchen Handlungen verbunden ist. Die Betroffenen empfinden häufig tiefe Scham – gegenüber sich selbst, ihrer Familie, dem Freundeskreis und ihrer Umgebung. Obwohl sie in der Regel bereits ein Verständnis für persönliche Grenzen entwickelt haben, fehlt ihnen oft die emotionale und sprachliche Reife, um erste sexuelle Gefühle angemessen auszudrücken oder die Tragweite ihres Handelns vollständig zu erfassen.[1] In jedem Fall empfiehlt sich die Unterstützung durch eine spezialisierte Fachberatungsstelle, um fachgerecht intervenieren zu können.

Ziel einer Interventionsmaßnahme ist neben der Aufarbeitung des Erlebten die Übernahme von Verantwortung des übergriffigen Kindes oder Jugendlichen für die Tat und insbesondere die Entwicklung von Empathie für die betroffene Person.

Haben Übergriffe in einer pädagogischen  Einrichtung stattgefunden, können Sorgeverantwortliche bei der Suche nach einem entsprechenden Angebot unterstützen.

Beratungsstellen

In unserer NRW-weiten Beratungsstellensuche gibt es die Möglichkeit, nach Einrichtungen zu suchen, die mit übergriffigen Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Darüber hinaus stellt die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention (DGfPI) e.V. neben diversen Hilfe-Angeboten eine Liste von Einrichtungen, die mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen arbeiten, zur Verfügung.

Literatur / Quellen

Weitere Informationen zur Thematik bietet die Broschüre des Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Sexuelle Übergriffe zwischen Kindern und Jugendlichen. Orientierungsleitfaden zum Erkennen, Stoppen, Verhindern im Rahmen erzieherischer Hilfen (2020)

[1] vgl. Priebe, Bernd „Umgang mit sexuell übergriffigen Jungen. Täterarbeit als Opferschutz“, In: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) Buskotte, Andrea: „Grenzverletzungen. Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen.“ 1. Auflage 2012; mittlerweile vergriffen. https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/grenzgebiete/

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